

Wir sind eine „Fliegerfamilie“. Oma und Opa sind geflogen, mein Mann fliegt, ich fliege. Natürlich nicht als Drachen, oder Vögel, sondern als Airline-Crew.
Reisen ist unser Beruf und zuhause sein war dadurch während der letzten zehn Jahre mehr so eine Randerscheinung.
Mit Kind ändert sich das natürlich komplett. Von ein auf den anderen Tag gab’s Wochenbett statt Waikiki Beach und Apfelmus statt Moscow Mule. Am Anfang habe ich sie manchmal wahnsinnig vermisst, die Fliegerei. Das Crew-Leben, das Weg-Sein, die Zeit für sich, die man auf Reisen hat. Meine Streifzüge durch Hongkong, wuselige Märkte in Schwarzafrika, Bergtouren in den USA – bis vor Kurzem „normal“ – heute wie aus einer anderen Welt.
Und jetzt?
Genieße ich das „daheim“ sein mehr denn ich mir es je hätte vorstellen können. Wir haben, dank Kind und Kurzarbeit, das erste Mal ein „geregeltes“ Leben. Könnten theoretisch jeden Donnerstag zum Yoga gehen, müssen uns nach keinem Dienstplan richten und arbeiten keine Nächte mehr durch. Dank des letzten Corona-Jahres haben wir Zeit gehabt, Omas Garten herzurichten, eigene Kartoffeln anzubauen, Freundschaften zu knüpfen, neue Hobbies zu lernen und einfach mal „zuhause“ zu sein.
Wir finden es herrlich.
Fernweh? Manchmal schon.
Wir haben schon wirklich viel von der Welt gesehen und dadurch gelernt, wie wertvoll es ist, mitten in Europa zu leben. Sauberes Trinkwasser, ärztliche Versorgung – alles absolut keine Selbstverständlichkeit!


Dennoch möchte ich Louise genau das auch bald zeigen. Sie soll sehen, wie die Kinder in Indien, Japan, Afrika aufwachsen und soll erkennen, dass ihr „Luxus-Heidi-Leben“ in den Bergen alles andere als selbstverständlich ist. Mit ihren zwei Jahren hat sie schon jetzt 36 Flüge in ihrem Flugbuch stehen, war schon in Mamas Bauch bis nach Toronto und Shanghai unterwegs und ihre ersten Schritte hat sie an einem thailändischen Strand gewagt.
Dieses Jahr wollten wir eigentlich den Januar in Mexiko verbringen Wurde nix. Dank Corona.
Auch recht.
Den Kindern ists’s sowieso egal wo sie sind und Fernweh ist ja eigentlich doch nichts als ein Luxusproblem.
Dennoch… muss man wohl immer mal wieder weit weg, um zu merken, wie schön und privilegiert wir zuhause leben dürfen und wie klein unsere Erste-Welt-Probleme eigentlich sind im Vergleich zu den vielen Milliarden Menschen da draußen, die jeden Tag WIRKLICHE Probleme zu bewältigen haben und von unserem Heidi-Leben nur träumen dürfen.



