Der Wilde Kaiser.
Jeden Morgen bewundere ich seine felsigen Zacken vom Balkon aus. Naturschutzgebiet, Wander-Eldorado und imposantes Bergmassiv, das hoch über dem Inntal thront und wohl fast jedem Bergfex ein Begriff ist.
Ich hab‘ dort skifahren gelernt, meine ersten wilden Wanderungen als Kind bewältigt und als Jugendliche dort das Alpinklettern gelernt. Der „Koasa“, wie wir ihn nennen, ist einfach für jede Gaudi zu haben. Ob Almentour oder wilde Kletterei – hier wird jeder fündig. Und dabei ist er noch so wunderschön, dass man sich niemals sattsehen kann.
Auf der Südseite des Kaisermassivs liegen die Talorte Söll, Scheffau, Ellmau und Going – verbunden durch einen perfekt hergerichteten Radlweg, sodass Lars und ich nicht selten zu einer kleinen 80-km-Koasa-Umrundungs-Radltour aufbrechen. Natürlich mit Eis-Stopp in Going.
Aber beginnen wir von vorn.
Per Fahrrad in den Urlaub.
Wir sind heuer zum ersten Mal als Urlauber am Wilden Kaiser zu Gast. Denn wie es oft so ist, kennt man seine Heimat oft schlechter als weit entfernte Länder. Und mit Kindern hat man sowieso noch mal eine ganz andere Perspektive auf Urlaubsaktivitäten und Bergsport.
Und da Louise uns seit Monaten in den Ohren liegt, dass sie -wie ihre Freunde- auch endlich mal zu Ellmi, Hexenwasser und Co. will, machen wir eben Urlaub an einem der schönsten Fleckerl Tirols. In Söll.
Am Wilden Kaiser gibt’s nämlich insgesamt sieben Berg-Erlebniswelten für Kinder, die Louise natürlich alle sehen will. Alpinolino und die Riesenwelt kennen wir schon, nun lernen wir ein paar neue kennen. Die Idee ist so einfach wie genial: oben am Berg gibt es spannende Themenwelten für Kinder, wo sie spielerisch wandern, lernen und entdecken. Meist gibt’s noch was zu rätseln und erforschen, sodass am Ende der Wanderung eine kleine Überraschung winkt. Die Wanderungen sind so konzipiert, dass sie auch für 3-Jährige schon gut machbar sind – größere Kids dürfen dann einfach größere Strecken zurücklegen.
TIPP: Mit der Bergwelten ErlebnisCard der SkiWelt Wilder Kaiser Brixental kann man 1 bis 21-Tages Wanderpässe kaufen, mit denen man insgesamt 14 Bergbahnen benutzen kann. So kann man gemütlich auf alle Berge gondeln und -wer mag- auch gleich zwei Erlebnis Welten an einem Tag erkunden!
Ich spare mir das Zugticket und reise per Fahrrad an. Die Strecke führt vorbei an Kufstein, am grünen Inn entlang. Rauf auf den Eiberg, vorbei am idyllischen Moorsee und an der Dorfkirche vorbei nach Söll.
Ein Auto braucht’s am Wilden Kaiser nämlich wirklich nicht. Die Radwege sind top ausgebaut, ein (für Gäste kostenloser) Linienbus fährt alle wichtigen Orte mehrmals die Stunde an und die Orte sind so klein, dass man auch kein Auto braucht.
Auf ins Hexenwasser!
An der Talstation in Söll erwarten mich schon Lars, Leni und Louise. Unser Hotel Hexenalm liegt direkt neben der Talstation, so konnten sie schon in Ruhe das Zimmer beziehen, bis ich endlich dahergeradelt komme.
Louise hat schon ihren Hexenhut an. Heute geht’s nämlich auffi ins Hexenwasser!
Nach einer kurzen Gondelfahrt erreichen wir eine magisch bergige Hexenwelt am Fuße der Hohen Salve. Auf wunderschön angelegten kinderwagentauglichen Rundwegen gibt’s sooo viel zu entdecken, lernen und erleben. Die Hexen sind hier keinesfalls böse, sie sind viel mehr weise und naturverbunden – und das bringen sie auch den Kindern bei. Denn die Natur, die ist der größte Künstler – und das Hexenwasser ihre Bühne. Wiesen, Wälder, Wasser spielen hier die Hauptrolle und die Kinder lernen und verstehen ganz spielerisch, warum unsere Natur so schützenswert und wertvoll ist.
So erleben wir am Barfußpfad die Natur mit allen Sinnen, flitzen durch die Wasserspiele, Baumhäuser und Spielplätze. Lernen spielerisch ganz viel über Bienen im Bienenhaus und die Geheimnisse des Eis im „Eilight“ Museum in der Simonalm. Im Hexenhaus darf Louise sich einen Hexenumhang ausleihen und in einem uralten Bauernhof , der Hexerei, weihen uns die Hexen in ihre Künste ein. Unser Blaues Wunder erleben wir auch noch, als wir in die Wunderwelt des Wassers eingeführt werden. Überall warten liebe Hexen und nette Guides auf uns, die uns Dinge erklären, uns zum Mitmachen einladen und auf der Simonalm sogar mir hausgemachtem köstlichen Lavendelsirup versorgen.
Im Sommer gibt es Stockbrot am Hexenfeuerplatz, Hexenflug-Workshops und sogar wilde „Donnersnächte“ an jedem Donnerstagabend, wo man die Magie der Hexen in der Dämmerung hautnah erleben kann. Es gibt auf jeden Fall soo viel zu entdecken, dass ein Tag fast nicht reicht.
Und da es auch Indoor ganz viel zu entdecken gibt, ist das Hexenwasser auch ein ideales Ausflugsziel, wenn mal etwas verhextes Wetter herrscht. Soll ja vorkommen in diesem Sommer…
TIPP: Unbedingt den offenen Bienenstock im Bienenhaus bestaunen und ein Bauernhof-Eis nebenan schlecken. Köstlich!
Naturforscher im Ellmauer Moor
Am nächsten Tag geht’s direkt weiter im Natur-Erforschungsprogramm. Bei einer Führung durch das Ellmauer Moor dürfen wir die fragile Natur der Moorlandschaft hautnah erleben. Moor-Führerin Silvana erklärt uns, wie das Moor eigentlich entstanden ist, zeigt uns Orchideen am Wegesrand und lässt uns köstliche Moosbeeren kosten.
Als Highlight dürfen wir barfuß ins Moor und Louise fängt allerlei Moorbewohner, um sie unter der Lupe genauer zu betrachten.
TIPP: Schaut Euch unbedingt mal das Kinder- und Familienprogramm am Wilden Kaiser an! Gäste wie auch Einheimische können hier an verschiedensten coolen Aktivitäten teilnehmen. Von Fackelwanderungen über Canyoning bis Rangertraining ist hier so viel geboten!
Hallo, Herr Frosch!
Na, und wenn wir schonmal in Ellmau sind, gibt’s nun zwei Möglichkeiten: entweder hoch zur Bergdoktorpraxis, Dr. Gruber besuchen ooder zu Ellmi’s Zauberwelt. Louises Entscheidung ist eindeutig.
Oben am Hartkaiser empfängt uns ein riiesiger Frosch namens Ellmi. Der lädt uns ein, im Zauberwald Rätsel zu lösen und dabei durch einen kleinen Klettergarten zu kraxeln, auf riesigen Trampolinen zu springen und auf Flößen Schiffskapitän zu werden. Dabei begleitet uns unsere magische Schatzkarte und der geheimnisvolle Taler. Die führt uns durch die gesamte Zauberwelt und die Kids merken garnicht, wie sie spielerisch wandern, lernen und entdecken. Ob es uns gelingt, den geheimnisvollen Schatz der Zauberwelt zu finden?
Louise hätte noch stundenlang am Endpunkt der Wanderung, am Wasserspielplatz am Hartkaiser, verbringen können, so begeistert war sie. Doch direkt unter der Liftstation wartet auch noch ein riiesiger wunderschöner Speichersee mit bestem Kaiser-Panorama. Da will sie auch noch hin – ihrer Schwester die Berge zeigen.
Baby Leni ist übrigens die ganze Zeit in der Trage mit dabei. Sie findet aber alles ebenso spannend wie ihre große Schwester und flirtet so lieber mit Ellmi dem Frosch oder steckt ihre Minizehen in die Wasserbecken.
TIPP: Mit größeren Kids kann man von Ellmis Zauberwelt direkt rüber in die KaiserWelt Scheffau wandern und gleich noch eine Erlebniswelt auschecken!
Run, Daddy, Run!
Nicht nur für Kids ist hier jede Menge geboten. Auch Erwachsene kommen auf ihre Kosten!
Heute findet nämlich der KaiserKrone Trail statt. Es ist Samstag, der 29. Juni. Der bisher heisseste Tag des Jahres. Papa startet in der Speed-Wertung und läuft einen Halbmarathon inkl. 1400hm durch die Südseite des Kaisermassivs, während Louise beim Kinderlauf starten darf.
Wir radeln von Söll aus gemütlich nach Scheffau, wo wir schon von weitem die Musik hören. Es ist ein wahres Festival! Läufer, Kinder und Fans tummeln sich auf dem Festivalgelände. Die Stimmung ist super, jeder freut sich auf seinen Lauf. Es soll Papas erster Trailrun werden, den er direkt auf dem 10. Platz finished. Trotz 34 Grad.
Ihr könnt Euch vorstellen, er ist angefixt.
Und direkt bereit für nächstes Jahr!
Louise ist ebenfalls SO aufgeregt. Sie bekommt auch eine Startnummer und darf kurz nach Papa in der 500-m-U6-Kinder-Wertung starten.
5-4-3-2-1 LOOOS!
Über 30 Kinder flitzen so schnell sie können über den roten Teppich und einmal um den Dorfplatz. Trommler sorgen für Stimmung, Eltern applaudieren und Leni hat ganz große Augen bei diesem einmaligen Spektakel.
Louise kommt strahlend und mit riesiger Medaille zurück zu uns. Sie wird jetzt auch „Trailrunnerin“. Sagt sie.
Die Medaille hat sie seitdem nie mehr ausgezogen und stolz ihren Freundinnen im Kindergarten gezeigt.
Auf in die KaiserWelt Scheffau
Papa rennt, wir machen Girls Day. Nach Louises lauf nehmen wir die Gondel hinauf in die KaiserWelt Scheffau.
Hier hat der Kaiser einfach mal einen riesigen Spielplatz auf die Bergstation gebaut und im Kaiserwald Edelsteine verloren, die wir nun finden müssen.
Bewaffnet mit Schatzkarte und Stempelpass zieht Louise hochmotiviert los. Natürlich mit Medaille. Ein gemütlicher, kleiner Rundweg führt rund einmal rund um den Kaiserwald und gibt grandiose Ausblicke auf die Kaisergipfel Scheffauer, Treffauer, Tuxeck und Co. frei.
Lenis Trage haben wir natürlich vergessen, so wandert sie auf meinem Arm mit und darf auch mal im Spinnennetz klettern, über Hindernisse balancieren und mit Louise am Kaiserturm die Aussicht genießen.
Zum Abschluss gibt’s oben am Brandstadl noch eine Buttermilch mit Heidelbeeren für mich, einen riesigen Spielplatz und eine Krone für Louise. Auch die hat sie seitdem nie mehr ausgezogen.
WANDERTIPPS
Macht von Scheffau aus unbedingt noch einen Abstecher zum idyllischen Hintersteiner See oder eine Wanderung hinauf zur Gaudeamus– oder Gruttenhütte (ab Wochenbrunner Alm). Hintersteiner See, wie auch Wochenbrunner Alm sind easy per Bus erreichbar!
Die Wanderung durch die Rehbachklamm zur Hinterschießlingalm ist ebenfalls wunderschön mit Kindern!
Den besten Kaiserschmarrn gibt’s auf der Kafma Alm und für größere Kids ist eine Wanderung mit Übernachtung auf der Gruttenhütte ein einmaliges Erlebnis!
Doch ihr merkt schon, das Kaisergebirge ist riesig und dementsprechend auch die Möglichkeiten zum Wandern endlos. Von gemütlichen kinderwagenfreundlichen Talwanderungen durch die Postkarten-Orte am Fuße des Kaisers bis zu hochalpinen Bergtouren ist hier wirklich alles geboten. Ob Schlucht, Wasserfall, Klettersteig oder idyllische Alm mit Kaiserschmarrn – ihr könnt jeden Tag aufs Neue entscheiden, was Euch heute gerade gefällt und werdet sicherlich fündig.
uund Platsch!
34 Grad? Ab ins Wasser! In Going lockt der wunderschöne Goinger Badesee, in Ellmau das brutal coole Kaiserbad und in Söll der idyllische Ahornsee. Qual der Wahl!
Wir entscheiden uns heute für den Ahornsee.
Glasklares Wasser am Naturbadesee, ein Sandstrand für kleine Sandbuddler, Sprungturm, Volleyballplatz, Spielplatz, Kiosk und -Louises Highlight- ein schwimmendes Trampolin!
Louise hat Stunden darauf verbracht und konnte nicht genug bekommen vom Boing-Boing-Platsch!
Dazu war der See so warm, dass sogar Leni darin baden wollte! Kleines Seekind – kein Wunder bei der Aussicht!
Lars und konnten am Ufer derweil wunderbar unserer Lieblingsbeschäftigung nachgehen: neue Routen im Kaiser auschecken.
Gefühlt kennen wir zwar jeden Stein vom Biken, Wandern, Klettern – doch der Koasa ist so abwechslungsreich, man kann garnicht genug bekommen!
TIPP: Direkt nebenan gibt’s einen brutal coolen asphaltierten Pumptrack, den Söller Bike Saloon! Zwei Übungstrails und einer der größten Skillparks Tirols laden hier zum Biken und Skaten ein! Unbedingt (Kinder-) Bikes und/oder Skateboard mitnehmen!
Koasa, du bist afoch da Wahnsinn!
Für Louise steht fest: hier will sie nochmal her. Oder direkt am Hexenwasser einziehen. So ihr Plan. Sie würde auch Leute durchs Moor führen und Frösche putzen bei Ellmi wäre auch in Ordnung. Naja, oder einfach im Hotel wohnen und jeden Tag im Outdoor-Pool plantschen oder das Kinder-Erlebnisbad Hexenbad unsicher machen. Super Plan, Louise. Ich bin dabei. Aber nur, wenn ich jeden Tag auf Ski- und Bergtour gehen darf!