Louise läuft barfuß auf einem Forstweg. Das arme Kind! Louise badet mit uns (freiwillig!) im 12 Grad kalten See. Das arme Kind! Louise wird in der Trage auf den Berg getragen. Das arme Kind! Louise sitzt auf der Almhütte am Boden, spielt seelenruhig mit Kieselsteinen und nimmt sie -natürlich- in den Mund. Rabenmutter!
Da war es raus. Rabenmutter. Wer das alles sagte? Fremde! Passanten! All diese Situationen, und noch viele mehr, haben sich wirklich so zugetragen. Und es traf mich. Jedes Mal. Habe ich Louise zu viel zugemutet? Will sie vielleicht doch lieber Schuhe anziehen? Vernachlässige ich sie? Werde ich der Verantwortung für solch ein kleines Lebewesen gerecht?
Ich weiß, dass ich in manchen Situationen sehr entspannt bin, was andere vielleicht als “Vernachlässigung” oder “Unverantwortlichkeit” interpretieren könnten.
Dazu gibt es zwei Antworten.
Erstens: Wir, mein Mann und ich, machen uns durchaus Gedanken über unser Tun. Und wenn ich Louise Steine probieren lasse, möchte ich, dass sie selbst lernt, dass Nudeln besser schmecken als Steine.
Und wenn sie ihre Schuhe ausziehen möchte, um barfuß zu laufen, unterstütze ich das. “Helfe mir, es selbst zu tun” sagte schon Maria Montessori. Und ich möchte ihr helfen, selbst zu entscheiden. Natürlich gibt es Regeln, Grenzen, rote Linien.
Doch in ihrem vorgegebenen Rahmen soll sie möglichst selbst entscheiden und lernen, was richtig und was falsch ist.
Wie soll sie denn wissen, wie Holz schmeckt, wenn sie es nie probiert hat? Wie soll sie lernen, wie sich warme Erde unter den Füßen anfühlt, wenn sie Schuhe anhat?
Das Ergebnis bisher? Ein wahnsinnig mutiges, neugieriges und aktives Kind, das genau weiß, was es will. Finde ich super.
Achja, ein “Zweitens” gibts ja auch noch: Es geht Euch nix an. Nicht den Wanderer, nicht die Oma, nicht die Nachbarin. Es ist MEIN Kind, ich liebe es über alles und ich frage gerne, wenn ich Rat brauche. Danke!