Es klingt ja so idyllisch. Neuschnee, tiefster Winter, Leben in den Bergen und die zweijährige Tochter rennt freudestrahlend im Schneeanzug ins Wohnzimmer und ruft: “Mama, Skifahrn!”
Die Eltern freuen sich, ziehen Pudelmütze und Daunenjacke an, schultern die Tochter plus ihre Ski und stiefeln zur nahegelegenen Skipiste, um mit der ganzen Familie ein paar Schwünge zu ziehen.
Die Realität? Sieht ein bisschen anders aus. Das mit dem freudestrahlenden Enthusiasmus bezüglich des Skifahrens im warmen Wohnzimmer stimmt noch. Die Freude der Eltern auch. Aber dann…. kommen die wahren Seiten des ganz normalen Elternwahnsinns zum Vorschein.
Zu Weihnachten gab’s nämlich ultra schicke Indianer-Plastik-Rutscher aus dem Caritas-Laden von Oma und Opa. Seitdem wird liebend gern ski gefahren. Am liebsten in der Wohnung. Mit Stöcken. Die Nachbarn freuen sich.
Nun hat uns aber Frau Holle doch noch mit massig Neuschnee bedacht und wir sind im völligen Schnee-Fieber. Da Mama und Papa derzeit jeden Tag abwechselnd mit Ski irgendwelche Hänge hochrennen, ist Louise eindeutig… angefixt. Also, Louise, du magst heute auch mit? Cool.
Wir radeln also zum nahegelegenen Baby-Hang im Skigebiet im Dorf. Louise im Anhänger, Ski auf dem Rücken, Brotzeit im Rucksack. Dort angekommen hüpft sie voller Vorfreude aus dem Anhänger, rupft ihre kleinen Plastik-Rutscher-Ski aus dem Rucksack und ruft “anziiiehn! anziiiehn!”
Ihre kleinen Babyfüße in ihren Riesen-Boots im Tiefschnee in diese ultra praktischen Plastik-Bügel zu bugsieren, die ihre Stiefel halbwegs an den Ski befestigen sollen, gleicht ungefähr dem Unterfangen, bei -10 Grad auf der Passhöhe Schneeketten am Auto anzubringen.
Irgendwann sitzen sie Schneeketten dann aber. Die Stöcke sind in diesem Alter eher hinderlich, die sind direkt daheim geblieben, um die Anlässe für plötzliche Wutanfälle zu minimieren (“Neeiinn, meine Stöcke haaabeee!”).
Also los.



Bergauf Laufen scheint spannender zu sein, als runter zu fahren. Also stapft sie geradeaus, läuft nach oben, fällt hin. Lässt sich wieder hinstellen. Lässt sich schieben. Lehnt sich viel zu weit nach hinten, bis sie fast nach hinten durchrutscht. Will alleine gehen. Fällt um. Weint. “Kalte Händeeee!” “Ski aaaauuuss!”
Ski wieder aus. Das waren sicher schon 68 Ski-Sekunden heute für Louise.
Zeit für eine Brotzeit. War ja sicher anstrengend.
Mini-Skibank gebaut, Tee aus dem Rucksack, Reiswaffel in die Hand.
“Nachhausee! Kaaalt!” Ernsthaft? Wir sind doch gerade erst angekommen!
“Fahr doch nochmal eine Runde” Na gut. Ich darf die Ski gnädigerweise nochmal anschnallen. Der nächste Ski-Versuch dauert ca. 33 Sekunden. Bis zum ersten Sturz. “Kalte Händeee!”
Ja, Louise, wenn Du mal Deine Handschuhe dran lassen würdest, wäre es eindeutig wärmer!
“Mama Aaaaarm!” Ich habs befürchtet. Einige Diskussionen, Tränen und Handschuhe an-aus-an-aus-Versuche später sitzt Louise auf Mamas Arm, die Ski sind wieder im Rucksack verstaut und wir treten den Rückweg an.
Zuhause angekommen, sieht sie auf dem Cover eine Bergzeitschrift einen Skifahrer.
“Louise da hingehn. Skifahren”
Ich lasse das jetzt einfach mal so stehen.