Heimatgfui und Reiselust. Gemütliches Familienwochenende in Bad Reichenhall

Wir Menschen sind ja manchmal seltsame Wesen.
Da fliegen wir freiwillig um die halbe Welt, um das Glück zu finden, sehnen uns nach fernen Orten und kennen uns in Bangkok besser aus als in Berlin. Irgendwie dämlich, oder?Wir haben für dieses Jahr beschlossen, endlich unsere Heimat mal richtig gut kennenzulernen.Daheimbleiben ist ja ohnehin im Trend und bevor wir zum hundertsten Mal über den Brenner sausen, sollten wir doch lieber erstmal unsere nähere Umgebung erkunden. Gebt’s zu, kennt ihr alle Orte um Euch herum? Ich nicht!
Der Chiemsee fehlt mir noch großteils, Traunstein sowieso und das ganze Berchtesgadener Land erst recht. Zwar habe ich hochschwanger noch schnell den Watzmann überschritten, aber das war’s dann fast auch schon. So war Louise immerhin schon mal auf dem Watzmann. Wenn auch mit minus 3 Monaten.

Inspiration am Gewürzregal

Die Inspiration für unseren ersten „Kurzurlaub dahoam“ gab’s in der Küche am Gewürzregal. Am Salzstreuer, um genau zu sein: Bad Reichenhall. Das klingt so mondän, ehrwürdig und … nach Salz.
Wo das genau ist? Mei, irgendwo gleich bei uns. Ich musste dann selber erstmal auf der Karte nachschauen.
Mittendrin im Berchtesgadener Land liegt’s. Umgeben von schönen Gipfeln, wilden Flüssen und idyllischen Seen. Nicht weit nach Salzburg, nicht weit zum Chiemsee, nicht weit zu den hohen Bergen. Eigentlich ein perfekter Ausgangspunkt für einen längeren Trip. 

Wir beginnen mal mit einem Kurz-Trip. 

Für die nächsten Tage ist leider gruseliges Winterwetter mit Sturm, Starkregen und Neuschnee angesagt. Langlaufski, Ski und Rodel packen wir trotzdem optimistischerweise mal in den Kofferraum, vielleicht meint es Petrus ja doch besser mit uns als vorhergesagt.
In Bad Reichenhall angekommen, schneit es, als würde Frau Holle ein ganzes Bettenlager lüften.
Wir sehen kaum die Hand vor Augen und alles ist dick bedeckt mit einer weichen Schicht aus Neuschnee.
Da könnte sich sogar Sightseeing mit Kind ausgehen! Was sonst wie ein Widerspruch in sich selbst klingt, funktioniert mit frischer Schneeunterlage wunderbar.

Sightseeing mit Schneeballschlacht

Auf dem Weg in die Innenstadt spazieren wir durch das dichte Schneetreiben und Louise hüpft aufgeregt durch den Kurpark, rollt sich im Schnee und rutscht von den schneebedeckten Bänken.
Schneeballschlacht vor der Alten Saline, Schneemann Bauen vor dem Kurhaus und Wettrennen durch den königlichen Kurgarten: bei Neuschnee ist einfach alles erlaubt!
Das Schlendern durch die Innenstadt fällt dann allerdings etwas kurz aus: wir haben Louise heisse Schokolade versprochen.
Da gibt’s kein Halten mehr.

Im hübsch renovierten Traditionskaufhaus Juhasz drehe ich kurz eine Shoppingrunde, bis wir uns im Obergeschoss in der Tagesbar wieder treffen. Hier ist eine wirklich hübsche Bar zu finden, wo man auf gemütlichen Sesseln in den ausgestellten Kochbüchern schmökern, ausgiebig frühstücken, oder auch nur einen Cappuccino mit Blick über die Dächer genießen kann.
Louise malt fleißig am Maltisch und wir kaufen unverhofft Keramik und Kochbücher – die typischen Urlaubs-Mitbringsel, oder?

Oh, du schöner Thumsee

Am Nachmittag ruft die Natur, und damit der Thumsee für einen Besuch.
Unsere liebste Fotografen-Freundin Anna kommt spontan vorbei für ein Fotoshooting am See, nachdem sie auf Instagram gesehen hat, dass wir in Bad Reichenhall unterwegs sind. Perfekter Zufall, wie so oft.
Wir spazieren gemeinsam am idyllischen Seeufer über tief verschneite Wege und genießen den perfekten Wintertag.
Auf einer kleinen Landzunge packt Anna ihre alte „Salatschüssel“ aus, in der wir ein kleines Lagerfeuer entzünden, Stockbrot backen und Tee trinken. Fast kitschig, aber auch wahnsinnig schön.

„Und wo ist jetzt das Datel?“ fragt Louise bald, ziemlich durchgefroren und mit roten Wangen.
Das „Datel“(=Hotel) ist glücklicherweise direkt am See und empfängt uns mit heisser Suppe und einem frisch eingeheizten Saunahäusl.
Papa und Louise entern sofort nach dem Einchecken den Pool, ich genieße Sauna mit Seeblick und Schnee-Kneippen danach. Traumhaft!
Schon kurz darauf ist Bett-Zeit für Louise. Schnell, schlafen, morgen gibt’s neue Abenteuer zu entdecken!

Tag Zwei

Es schüttet. Es regnet nicht, es schneit nicht, es schüttet. Und stürmt.

Ich wollte heute unbedingt mit der Predigtstuhlbahn auf den Berg fahren, oben zur Almhütte Schlegelmulde wandern und den beeindruckenden Blick ins Tal mit eigenen Augen sehen. Die hübsche rote Gondelbahn habe ich Louise dooferweise auch schon gezeigt, sie war völlig aufgeregt, aber bei dem Wetter muss ich ihr nun leider erklären, dass da keine Bahn fährt.
„Na, dann fliegt die halt weg mit dem Wind.“ ist Louises lapidare Antwort, während sie konzentriert weiter ihr Puzzle am Frühstückstisch bearbeitet. 

„Und warum heisst ein Berg eigentlich Stuhl?“ schiebt sie noch hinterher.
Gute Frage, beim nächsten Mal fragen wir ihn!

Rodeln fällt heute damit eindeutig auch aus, Langlaufen auch. Na, dann machen wir es uns eben gemütlich!
So trinken wir eben noch einen zweiten Kaffee am Kaminfeuer, ich lese Zeitung, Papa geht vor der Türe ein bisserl Zipfelbob fahren mit Louise. Schon bald packt mich aber auch die Rodellust und so sausen wir eben bei Sauwetter durch den Regen-Schnee! Wofür gibt’s denn Funktionskleidung?

Floaten in der Alpensole

Und wofür gibt’s Thermen? Genau für solches Wetter!
Normalerweise kann man mich ja jagen mit jeglichen Indoor-Aktivitäten, aber heute bin sogar ich reif für viiiel warmes Wasser.
Schwimmnudel, Schwimmflügel, Badeanzug in die Tasche und los geht’s in die Rupertustherme Bad Reichenhall.
So schnell können wir gar nicht schauen, ist Louise schon drin im Wasser und im Strudel und unterm Wasserfall und auf der Rutsche und, und, und.
Sie ist völlig in ihrem Element. Wunderbar, ich mach’ mich dann mal aus dem Staub.
Neben dem Familienbad ist nämlich direkt die eigentliche Therme mit Solebecken, Außenbecken, Salzgrotte und Dampfbad angegliedert. Wunderbar still ist es hier und das salzige Wasser fühlt sich ganz weich an auf der Haut. Besonders das Floaten im Salzwasser empfand ich als tolle Erfahrung.
Wie im schwarzen Meer. Nur in Bayern, statt in Israel. 

Da sind wir wieder beim Thema „Urlaub dahoam”

Zum Abschluss statten wir der Tagesbar Juhasz nochmal einen Besuch ab.
Uns hat es gestern einfach so gefallen dort, wir müssen nochmal hin!
Am Weg dorthin kommen wir noch am Café Reber vorbei und decken uns mit den gleichnamigen Mozartkugeln ein – ich bin nämlich zugegebenermaßen ein wenig süchtig.

Völlig entspannt, wohlig warm und wunderbar gemütlich war es, unser Kurztrip – Wochenende „dahoam“.
Aber warte ab, Bad Reichenhall, wir kommen wieder! Und dann so richtig!
Mit Sonne und Bergen und so.
Wir müssen ja immerhin noch rausfinden, warum Euer Berg ein Stuhl ist!

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