Zwerg am Seil. Klettern mit Kindern – wie geht das?

Klettern. Das klingt nach Abenteuer und Bergen. Nach starken Männern mit dicken Oberarmen und Frauen mit viel Bewegungsgeschick.
Stimmt.
Das klingt aber auch nach einem coolen Sport für die ganze Familie. Nach Abenteuer und viel Spaß.

Kinder haben von Natur aus einen großen Drang, überall hochzuklettern, das sich ihnen in den Weg stellt. Kein Wunder, dass eine Kletter- oder Boulderhalle der ideale Ort ist, um die (kindliche) Koordination, Kraft und Beweglichkeit zu üben.
Doch nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene ist das Klettern ein Sport, der für (fast) jeden und jede geeignet ist. Gelenkschonend, kräftigend und das ganze Jahr ausübbar.

Doch bevor ihr Euch direkt in Eure Sporthosen schmeißt, die alten Chucks aus dem Keller holt und in die nächste Kletterhalle saust, beantworten wir Euch noch die wichtigsten Fragen zum Klettern mit Kindern.

1. Was ist bouldern?

Bouldern nennt man das Klettern ohne Seil in Absprunghöhe. Die Boulderwände sind dabei ebenso mit bunten Griffen versehen, wie wir es vom Seilklettern kennen, allerdings sind sie nur maximal 4 Meter hoch. Der Boden der Halle ist mit speziellen Matten ausgelegt, sodass man im Falle eines Sturzes gut landen kann.

Vorkenntnisse braucht es zum Bouldern keine, lediglich eine Einführung in die Hallen- und Boulderregeln und die Erklärung der Schwierigkeitsgrade. Die sind je nach Halle anhand der Grifffarben, oder anhand kleiner Zettelchen an den Startgriffen gekennzeichnet.
Und dann heisst es: los geht’s! Wie bei einem kleinen sportlichen Rätsel kann man hier wunderbar gemeinsam an Griffkombinationen tüfteln und sich die richtigen Bewegungen überlegen, um den Boulder zu knacken, aber man kann natürlich auch alleine bouldern.

Für Kinder ist das Bouldern der ideale Start in die Kletterwelt. Oft gibt es spezielle Kinder-Boulderbereiche mit extra großen Griffen, Höhlen, Brücken und lustigen Motiven. Louise und ich gehen oft nur zu zweit bouldern – sie im Kinderbereich, ich an den großen Wänden. So hat jeder von uns seine Gaudi und kann sich auspowern.

Achtung, herabfallende Kletterer!
Wenn ihr die Kinder in die große Halle mitnehmt, achtet bitte darauf, dass die Kinder nicht im Sturzbereich der Boulderwände herumtoben.

TIPP: die meisten Kletterhallen verfügen auch über einen Boulderbereich, ihr müsst also nicht unbedingt eine reine Boulderhalle besuchen, um bouldern zu gehen!

2. Was ist klettern?

Beim Klettern wird’s erst richtig steil.
Bis zu 15 Meter hoch sind die Kletterwände in den Kletterhallen, an denen jede Menge Kraftausdauer und Koordination gefragt sind.
Eine Prise Schwindelfreiheit ist dabei auch durchaus hilfreich.
Klettern kann man ausschließlich zu zweit: einer klettert, einer sichert.

Die Schwierigkeitsgrade der sogenannten „Kletter-Routen“ sind dabei meist am Wandfuß angeschrieben und zeichnen sich durch eine Griff-Farbe aus. Die Schwierigkeitsgrade reichen hier vom 4. Grad (leicht) bis zum 10. Grad (sauschwer).

3. Kann ich ohne Vorkenntnisse zum Klettern gehen?


Nein! Um Deine/n KletternpartnerIn, oder Dein Kind sichern zu können, braucht es eine Einführung in die Kletterregeln und Sicherungstechnik. Das sichere Beherrschen des Einbindeknotens für den Kletternden ist genauso Voraussetzung, wie der sichere Umgang mit entsprechenden Sicherungsgeräten- und techniken.

4. Wo kann ich das alles lernen?

In einem Kletterkurs! Der ist nicht nur super lehrreich, sondern macht auch riesigen Spaß!
Die Sektionen des Deutschen Alpenvereins bieten Mitgliedern eine tolle Auswahl an Kletterkursen an: auch für Familien, Kinder, oder auch im alpinen Bereich. Dort lernt ihr die richtige Klettertechnik, genauso wie das Bedienen der Sicherungsgeräte und -Knoten und lernt das richtige Verhalten beim Klettern und in der Halle.

Einfach mal bei Eurer Alpenvereinssektion, oder in der Kletterhalle in Eurer Nähe nachfragen!

5. Was brauche ich an Ausrüstung?

Für die ersten Male: nichts. Fast alle Boulder- und Kletter – Hallen verfügen über genügend Leihmaterial, wo ihr Euch Schuhe, Gurte, Seile und Sicherungsgeräte ausleihen könnt.
Die Größen der Kletterschuhe beginnen in den Hallen meist bei Gr. 26, vorher reichen feste, enge Turnschuhe.

6. Was kostet der Spaß?

Das ist stark abhängig von der jeweiligen Halle. In den Alpenvereins-Hallen bekommt ihr mit gültigem Alpenvereins-Ausweis rabattierten Eintritt, das lohnt sich oft schon nach wenigen Malen klettern.
Wer eine Jahresmarke für eine Kletterhalle kaufen möchte, muss in einer Sektion des Deutschen Alpenvereins Mitglied sein, um überhaupt einen solch stark vergünstigten Jahresbeitrag zu kommen.
HIER geht’s direkt zum Hallen-Finder des Alpenvereins.
Oft gibt es spezielle Familien-Tarife, oder Kinder sind sogar gratis mit dabei, wenn ein zahlender Elternteil mitkommt. Generell liegt der Preis für’s Bouldern zwischen 8 und 13€, für’s klettern zwischen 9 und 15€. Je nach Halle und Alpenvereins-Mitgliedschaft.

7. Welche Vorteile bringt mir eine Alpenvereins-Mitgliedschaft sonst noch?

Neben dem breiten Kursangebot und dem vergünstigten Eintritt in die Kletterhallen bekommt ihr ebenfalls weitere Vergünstigungen auf Alpenvereins-Hütten in den Alpen. Dort gibt’s mit Alpenvereins-Ausweis Rabatt auf Übernachtungen und spezielle Alpenvereins-Essen und -Getränke.
Ebenso seid ihr am Berg im Falle eines Unfalls umfassend versichert, tragt mit Eurem Beitrag zum Erhalt der Wege und Hütten in den Bergen und sowie zum Naturschutz und Jugendarbeit bei.

8. Ab welchem Alter kann ich eigentlich klettern gehen mit meinen Kindern?

Kinder lieben es zu kraxeln, sobald sie laufen können.
Die ersten richtigen Aufstiegsversuche an der Boulderwand ergeben sich mit ca. 2 Jahren. Richtig spaßig wird’s ab zweieinhalb, wenn der Ehrgeiz kommt und ein wenig Kraft in die Laucharme fließt. Da sind Kinder aber extrem unterschiedlich. Geht auf jeden Fall spielerisch an die Sache ran!

Die ersten Kletterversuche am Seil machen ab ca. 3 Jahren Sinn, da die Höhe oft etwas einschüchternd ist und die Kinder sich klar artikulieren können sollten, wenn sie Angst bekommen, oder wieder hinab gelassen werden möchten. Zu Beginn reicht es, wenn die Kids ein paar Meter spielerisch hinaufklettern und erstmal lernen, im Seil zu schaukeln und sich mit dem Gefühl des „im Seil hängens“ vertraut machen.

Richtig selbstständig klettern (und auch sichern!) kommt erst viel später – der Alpenverein empfiehlt frühestens mit ca. 6-8 Jahren damit anzufangen, weil gerade zum Sichern zahlreiche kognitive, soziale und motorische Voraussetzungen erfüllt sein müssen.

9. Auf was muss ich sonst noch achten?

Generell gilt: eine Kletter-/Boulderhalle ist KEIN Spielplatz!
Herumtobende, schreiende Kinder gehören auf den Spielplatz, nicht in eine Kletterhalle.

Hier wollen Sportler aller Altersklasse konzentriert ihrem Sport nachgehen. Macht Eure Kinder deswegen bitte eindringlich mit den Hallenregeln vertraut. Dazu gehört unter anderem, dass man Rücksicht nimmt auf andere Kletterer, Sturzbereiche freihält, sich möglichst leise verhält und nicht in der Halle herumrennt.

Eigentlich aber auch logisch, oder?

Und jetzt: ab ans Seil! Viel Spaß!

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