Mit Fahrrad und Kind in den Bergen. Hier kommt der Bike-Guide für alle radverrückten Eltern!

Mit dem Fahrrad in den Bergen unterwegs zu sein, ist schon was Großartiges. 

Man kommt eindeutig weiter, als zu Fuß, spart sich stundenlange fade Zustiege („Hatscher“, wie man sie hier unten nennt) und kann sogar das eine oder andere Mal aufs Auto verzichten.

Sobald dann aber ein Kind da ist, bleiben bei den meisten Eltern die Fahrräder zunächst im Keller. Zumindest für Bergtouren. 

Auch als Louise kam, haben wir zunächst alles zu Fuß erledigt. Mit Kinderwagen, oder Trage. Gut, es war auch tiefster Winter. Wir waren wandern, spazieren, skifahren, klettern. Aber radeln? Geht das überhaupt gescheit?

Die Lust aufs Radeln überkam uns erst im darauffolgenden Frühling. Da war Louise 5 Monate alt.

Wir haben uns durch Tausende Fahrradanhänger und andere Lösungen geklickt, und schlussendlich einen uralten, aber genialen ThuleChariot—Anhänger gebraucht im Nachbarort gekauft. Der ist vollgefedert, hat UV-und Regenschutz dabei, funktioniert auch als Kinderwagen und zum Joggen. Unseren alten Kinderwagen haben wir noch in derselben Woche verkauft. Seitdem nutzen wir nur noch den Anhänger. Täglich. Bei jedem Wetter. Als Wagen, als Anhänger (und als Bierkasten-Transporter für meinen Mann.). Allerdings ist so ein Anhänger inkl. Kind durchaus schwer. 

Das heißt, für mich war es fast unmöglich, irgendwo bergauf zu radeln.

Als Louise gut selbst sitzen konnte und Befehle wie „bleib ruhig sitzen“ verstanden hat, also mit ca. eineinhalb Jahren, haben wir einen Fahrradsattel besorgt, der bei mir am Oberrohr befestigt ist. Sie kann sich zudem an einem eigenen kleinen Lenker festhalten und hat eigene Fußrasten.

Wir haben ihn bei einer Freundin entdeckt, sie saß drauf und…. sie liebte es. 

Seitdem ist der Anhänger völlig out und wir sausen nur noch mit dem Shotgun-Sitz durch die Gegend. Sogar für kleinere Almen-Touren und Fahrradausflüge ist er super. Sie sitzt -entgegen ihrem Naturell- völlig ruhig, schaut durch die Gegend und ruft „Schnella Mama, schnellaaa“. Und sie hat immer Lust zum Radeln gehen! Wirklich immer! 

Eh klar, dass Kita-Fahrten, Einkäufe und co auch nur noch mit dem Sitz erledigt werden.

Seit letzter Woche besitze ich nun ein eBike.

Lange hab ich mich gewehrt, aber ich muss sagen, mit Kind ist es einfach genial.

Da unser Shotgun-Sitz dort nicht aufs Oberrohr passt, waren wir gestern das erste Mal mit eBike und Anhänger unterwegs. Hoch auf den Berg. Und.. es war SO gut!

Ich hatte vorher echt ein wenig Sorge, ob das Fahrrad das auch packt, und hab schon geträumt, dass ich im Steilen vom Fahrrad kippe und Louise inklusive Hänger den Berg runterrutscht.

Ist nicht passiert.

Es ging nämlich viel leichter als gedacht, obwohl noch lange nicht der stärkste e-Modus aktiviert war. Louise fand es erstaunlich gut im Hänger und war natürlich super glücklich, dass wir so leicht auf ihren geliebten Berg-Spielplatz bei uns am Hausberg kamen, wohin wir sonst eine Stunde lang wandern müssen.

Zur Gaudi musste ich natürlich auch mal den „Turbo-Modus“ reinhauen. Trotz Hänger, trotz Kind, war das Radeln wirklich SO ein Witz. Mehr Moped als Fahrrad. Irre!

Da wir oft auch weitere Strecken radeln, um das Auto nicht nehmen zu müssen, sehe ich das Radl zwar mehr als Transportmittel, als als Sportgerät, allerdings werde ich die Tage wohl doch auch einfach mal aufs Brünnsteinhaus radeln müssen. Einfach, weil ich’s kann. 

Na klar, rücksichtsvoll und nur auf ausgewiesenen Wegen, nicht in Naturschutzgebieten und immer bedacht, keine Wanderer umzunieten. Keine Frage. 

Damit ihr Euch bei der Entscheidung etwas leichter tut, hier nochmal ein kleiner (unvollständiger und subjektiver) Überblick:

Fahrradanhänger:

Wir haben leider festgestellt: Die teuren Modelle sind ihren Preis wert. Eine verstellbare Federung ist am Berg und auf Waldwegen absolut empfehlenswert, wenn nicht unabdingbar. UV-Schutz (auch seitlich!) ist im Sommer wichtig, (abnehmbarer) Regenschutz auch, damit es im Sommer nicht zu heiss wird. Thule bietet Kombi-Hänger an, die gleichzeitig als Jogger und Wagen benutzt werden können. So kann schnell zwischen Anhänger, Jogger und Wagen umgeklippt werden und man hat sogar seinen Kinderwagen auf Radtouren immer dabei, wenn man doch mal sein schlafendes Kind noch mit in den Edeka rollen will.

Achja, genügend Stauraum ist auch ein absolutes plus! Neben dem Kind können dann noch easy jegliche Rucksäcke und auch die gesamte Ernte aus Omas Garten transportiert werden. Man sieht dann halt das Kind nicht mehr vor lauter Zucchini.

Und ab wann? Sofort! Es gibt sogar Säuglings-Aufsätze, bei denen man so eine Liegeschale einfach auf den Anhänger draufklippt. Der Umbau von Anhänger zu Wagen und zurück geht übrigens echt super easy und innerhalb weniger Sekunden.

0-6 Monate: Fahrradanhänger mit Hängematte oder Weber-Schale. Da hat jeder Hersteller seine eigenen Lösungen, wie die kleinen Rücken bestmöglich gestützt werden. Es gibt Stimmen, die behaupten, es ist nicht gut für’s Kind. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wir fanden es auf jeden Fall super und Louise hat regelmäßig sofort geschlafen.

6-18 Monate: Fahrradanhänger ohne Hängematte. Einschlafen garantiert! Was ab einem gewissen Alter gar nicht mehr so cool ist. Da wurden dann durchaus mal die Radl-Zeiten auf die Mittagsschlaf-Zeit abgestimmt, um unkontrolliertes Nachmittags-Wegpennen zu vermeiden.

18-36 Monate: Da geht’s dann richtig los! Neben Laufrad und co. finden wir den Shotgun einfach am coolsten. Empfohlen ab 2, Louise war mit 20 Monaten drauf und nicht mehr wegzukriegen. Kind auf den Sattel heben, „festhalten““ und los geht’s! Ohne Anhänger, ohne Anschnallen, ohne Gedöns. Nicht nur genial für’s „schnell zur Kita bringen“, sondern auch für ausgewachsenere Radltouren. Man spürt das Gewicht auch eindeutig weniger, sodass kleine (!) Bergetappen durchaus möglich sind. Und kleine Trails sowieso.

Gleichzeitig gibt es natürlich verschiedene Fahrradsitze, die hinter, oder vor dem Fahrer montiert werden kann. Sicher auch cool, aber Louise liebt es, dass sie sich aktiv festhalten muss und nicht einfach nur festgeschnallt in einer Schale chillt. Viele Kinder mögen das aber bestimmt auch. 

Am besten einfach ausprobieren!

ab 3 Jahren: Wissen wir noch nicht. Selber radeln und wenn’s nichtmehr geht, per Stange an Papas Rad hängen? Immer noch Shotgun und Anhänger? Wir werden berichten!

Vielleicht zieht Louise dann auch ihre Kinderbuch-Bibliothek in den Fahrradanhänger um und lässt sich wieder durch die Gegend kutschieren?

Auf jeden Fall bin ich spätestens dann heilfroh um mein eBike! Ein Kleinkind, zwanzig Zucchini UND eine Bibliothek kann ich dann wirklich nicht mehr ohne Hilfe auf den Berg ziehen!

Was sind denn Eure Erfahrungen? Ich bin gespannt!

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